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Reformschule Hamburg e. V. – Informationen von 2015

Logo der Reformschule Hamburg e. V.
Logo der Reformschule Hamburg e. V.

In diesem Projekt versuchten LehrerInnen zusammen mit VertreterInnen aus der damaligen ARGE die konzeptionellen Voraussetzungen zu erarbeiten, um in der Großstadt Hamburg eine Laborschule zu schaffen (siehe dazu § 10 Abs. 1 HmbSG). Dabei werden Grundsätze diskutiert, wie sie im Informationsblatt der GEST dargestellt sind.

In einer ersten Arbeitstagung im Oktober 1999 wurden Kontakte zu deutschsprachigen pädagogischen ExpertInnen geknüpft. Auf der zweiten Arbeitstagung im Oktober 2000 wurden Einzelheiten näher in den Blick genommen. Arbeitsgruppen bearbeiteten vier Schwerpunkte: Der erste Planungstag des Stufenteams; Der Weg bis zum 1.8.2002; ReformschulpädagogInnen; Die Ästhetik des neuen Hauses.

Schwerpunkte im Herbst 2000: Das Konzept der Reformschule soll an Visionen, Vorstellungen und Wünschen der heutigen SchülerInnen gemessen werden. Wie sollen die Schulstufen geschnitten sein (idealtypisch, entwicklungspsychologisch; Projektarbeit vs. Stufung)? Was ist mit der Oberstufe? Welches Einschulungsmodell ist praktikabel? Diskutiert wurde über die Optik eines Info-Flyers.

Zu Beginn des Jahres 2001 werden vier Arbeitsfelder gestaltet: politische Durchsetzung, Standortfragen, konzeptionelle Arbeit, Werbung (visuelle Werbung, Kontakte, Veranstaltungen). Die Initiative arbeitet daran, ihren Bekanntheitsgrad durch öffentlichkeitswirksame Arbeit (Unterschriftensammlung) zu erhöhen. Vorlagen zu den oben erwähnten Themen werden im Konsens abgestimmt.

Ende März 2001: Stellenwert der „Ästhetischen Bildung“ im Reformkonzept: fächerübergreifend („… dass sich das Künstlerische durch alle Fächer ziehen muss“, Joseph Beuys) und „Atelier“ (Handwerkliches), „Learning through art“, außerschulische ExpertInnen, erweiterter Ästhetikbegriff: Einbeziehung der neuen Formen in der Kunst: Happening, Installation, Computerkunst usw. Es gibt eine Vorlage zum Thema Integration.
Auf der dritten Arbeitstagung wurde ein praxisbetontes Projekt „Englisches“ erarbeitet.

Die Arbeitsplanung für 2002 sieht folgende Punkte vor: Standort, Projekt-Büro-Flyer, Schulbesuche (Wiesbaden, Elze, Lübeck, Essen, Jena, Kassel, Prinzhöfte), Fremdsprachenlernen, 4. Arbeitstagung, Lesen-Schreiben-Lernen, Demokratie-Flyer, Rotationen, Februar-Tag (ganztägig), Hamburger Aufruf.

Juni 2002: Gespräch „Rat der Weisen“ und Peter Daschner: „Es muss gehupft werden.“ (will sagen, nicht länger warten). Jetzt soll eine gut verständliche, Eltern ansprechende Fassung des Konzepts erarbeitet werden. „Diese Schule ist PISA-proofed.“ Um anzufangen: Welche der Bedingungen sind ein Muss? Standortfrage beginnt sich zu klären.
Die vierte Arbeitstagung „Wir arbeiten in der Werkstatt der Demokratie“ fand vom 1. bis 3. November 2002 in der Gesamtschule Winterhude statt.

Zum Projekt wurde ein gemeinnütziger Verein „Reformschule Hamburg e. V.“ gegründet. Aktive und passive Mitglieder sind willkommen.

Das auf den Sitzungen erarbeitete Konzept des Projekts wurde am 11.07.2000 verabschiedet. Umfangreiche Zusammenstellungen der bisherigen Tätigkeiten und dieses Konzept können gegen einen Unkostenbeitrag (bitte erfragen) angefordert werden.

Das Projekt hat seit Oktober 2000 eine eigene Homepage: www.reformschule-hamburg.de (Link nicht mehr erreichbar).

Kontakt :
E-Mail-Adresse der Schule: mail[at]reformschule-hamburg.de (Mailadresse nicht mehr erreichbar)

Siehe auch
Verbund reformpädagogisch engagierter Schulen www.blickueberdenzaun.de

Zwei Texte

Im Folgenden zwei Texte:

Der erste ist der Entwurf der Einleitung des Konzepts (Juli 2000);
der zweite befasst sich mit dem Thema Leistungsbewertung (18.05.2000)

Hamburg braucht eine Reformschule

Erstmals wird hiermit für Hamburg das Konzept einer Reformschule vorgelegt. Worüber Bundesländer wie Hessen oder Nordrhein-Westfalen seit langem verfügen, eigene Versuchsschulen, an denen vielversprechende und zukunftsweisende Reformvorhaben entwickelt und auf ihre Systemtauglichkeit hin erprobt werden, das fehlte bisher in diesem Bundesland.

Angesichts der vielfältigen Probleme in den verschiedenen Schulformen, angesichts der vielfältigen auf das Bildungssystem zukommenden Anforderungen erscheint es uns an der Zeit, dass auch Hamburg sich eine Reformschule leistet. Wenn von den rund 14.000 LehrerInnen, die an den verschiedenen Schulformen arbeiten, eine halbe Hundertschaft den Auftrag erhält, neue Inhalte, Methoden und Organisationsformen zu entwickeln, miteinander zu verknüpfen, zu erproben, so machen diese zahlen deutlich, wie bescheiden ein solches Unterfangen immer noch wäre.

Anlässe

Die Initiative zur Gründung der Reformschul-Initiative liegt rund 2 Jahre zurück. Eine Gruppe von reformpädagogisch interessierten und engagierten LehrerInnen verschiedener Schulformen sowie einige ElternvertreterInnen und Universitätsangehörige trafen sich erstmals im Februar 1998 und machten sich gemeinsam auf den Weg.

Die Anlässe zur Gründung dieser Initiative waren so bunt wie ihre Mitglieder: frustrierende Erfahrungen mit der Realität der eigenen Schule, positive Erfahrungen mit eigenen Reformansätzen, Beispiele bundesdeutscher “Vorreiterschulen”, an denen erfolgreich Neues entwickelt wurde, die wieder stärker gewordene bildungspolitische Diskussion, das Interesse an einem engeren Zusammenhang von Theorie und Praxis, der Wunsch nach persönlicher Veränderung oder auch der Wunsch nach größerer Nachhaltigkeit des eigenen Schaffens.

Inzwischen ist aus der Initiative ein eingetragener Verein entstanden. 2 Jahre wurde an dem nun der Öffentlichkeit übergebenen Konzept gearbeitet, 2 Jahre wurde für die Idee der Gründung einer Reformschule in Hamburg geworben. Ein Höhepunkt dieser Aktivitäten war im Herbst 1999 die Durchführung der Arbeitstagung “Reformschule für Hamburg”, auf der mit zahlreichen ExpertInnen von Reformschulprojekten aus dem gesamten Bundesgebiet an der Konzeption einer Hamburger Reformschule gearbeitet wurde und auf der die Initiative große Resonanz und inhaltliche Unterstützung fand.

Das Besondere

Keines der einzelnen Elemente des hier vorgestellten Reformschulkonzepts ist neu. Auch in Hamburg gibt es Schulen, an denen Projekte durchgeführt, Altersmischung erprobt, Modelle der Individualisierung und Binnendifferenzierung praktiziert, integrativer Unterricht durchgeführt, sich zur Umgebung hin geöffnet wird. Neu und radikal ist etwas anderes.

Das Konzept der Reformschule ist aus einem Guss. Es führt verschiedene Reformansätze zu einem neuen ganzheitlichen Ansatz zusammen. Es ermöglicht damit sowohl eine konsequentere Umsetzung der einzelnen Reformvorhaben, die an einzelnen Schulen oftmals eher ein Inseldasein führen oder aufgrund der sie umgebenden Rahmenbedingungen nur allzu häufig auf halbem Wege stecken bleiben müssen, als auch erhebliche Synergieeffekte. Die Summe wird mehr sein als ihre einzelnen Teile.

Sei es in Bielefeld, Hannover, Kassel, Wiesbaden, Jena oder Elze: vieles von dem, was in diesem Konzept benannt wird, wird in den erwähnten Reformschulen seit Jahren mit Erfolg praktiziert.

Die Reformschule Hamburg wird ihr eigenes Profil entwickeln und ihren eigenen Weg gehen. Das Beispiel anderer Reformschulen sowie die fruchtbare Zusammenarbeit mit ihnen verheißen eine beschwerliche, aber erfolgreiche pädagogische “Reise”, sie vermindern zugleich die Risiken, die das Erkunden und Begehen neuer Wege zwangsläufig mit sich bringen.

Aufträge

Das vorliegende Konzept ist das einer Versuchsschule. Die Reformschule wird von ihrem Ansatz her am ehesten mit der Schulform der Gesamtschule in Verbindung gebracht werden können. Gleichwohl besteht die Zielsetzung von Beginn an darin, Reformansätze zu entwickeln und zu erproben, die für alle Schulformen – von der Grundschule über die Hauptschule bis zum Gymnasium – von Bedeutung und Interesse sein werden. Projektarbeit oder Altersmischung sind z.B. ebenso wie neuere Formen der Differenzierung schulformunabhängig. [Dieses Neue setzt aber gleichwohl die Bereitschaft voraus, sich von Formen selektiven Lehrens und Lernens zu verabschieden, siehe Text 2. Anm. K.P.S.] Ein Erfolg der Reformschule wird sich daran messen lassen, ob Schulen verschiedener Form ohne zwangsweise auferlegten “Kopierzwang” sich von ihrer Praxis inspirieren lassen. [Sie wird jedoch nicht umhin können, daneben auch eigene Erfolgsmaßstäbe zu entwickeln. Anm. K.P.S.]

Was fehlt

Den einen wird das hier vorgelegte Konzept zu lang, den anderen zu kurz sein. Den einen wird es zu theoretisch erscheinen, ihnen werden Konkretisierungen und praktische Beispiele fehlen, den anderen wird die wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Grundlegung fehlen, ihnen werden Leerstellen, Redundanzen und inhaltliche Widersprüche aufstoßen.

Die VerfasserInnen halten ihr Konzept für – im besten Sinne des Wortes – “brauchbar”.

  • Es ist ein Konzept, das Spielräume lässt, aber dennoch klar umrissen ist und die Richtung vorgibt.
  • Es ist ein Konzept, das machbar erscheint und nicht illusionär ist.
  • Es ist ein Konzept, das vielversprechende Antworten auf die Probleme des bisherigen Schule-Haltens bietet, das zukunftsweisend ist.
  • Es ist ein Konzept, das von den Beteiligten weiter entwickelt und konkretisiert werden muss.

Bewertung: Mehr fördern, weniger auslesen

Eine Kernaufgabe der Reformschule wird darin bestehen, jedem Kind die optimale Entwicklung aller seiner Kompetenzen zu ermöglichen. Dies geschieht durch den Aufbau von Selbstvertrauen und Sicherheit im eigenen Handeln. Dies geschieht durch das Entwickeln eines angemessenen Selbstbeurteilungssystems in Auseinandersetzung mit von außen vorgegebenen Maßstäben. Dies schließt ein enges, wettbewerbsorientiertes Leistungsverständnis aus, nicht aber das Messen an hohen individuellen und/oder externen Ansprüchen.

Da die Reformschule sich als integrative Schule versteht, entfällt der Zwang zu frühzeitiger Auslese, nicht aber die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Leistungsansprüchen. Aus Sicht der Reformschule entfällt damit die Notwendigkeit summativer Bewertung. “Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung” muss an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Das von uns vertretene pädagogische Leistungsverständnis stützt sich auf formative Bewertungen, misst also an kriterialen, zielorientierten und individuellen Normen.

Beurteilung im Dienste des Lernens ist eine förderorientierte , lernprozessunterstützende Beurteilung. Sie dient der Bildung der ganzen Person. Der soll selbständiges, aktives, selbstverantwortliches Lernen ermöglicht werden, d.h. auch, diese Person erfüllt die Erwartungen der außerschulischen Welt durch Mündigkeit, die sich äußert in der Entwicklung hoher

  • Selbstkompetenz,
  • Sozialkompetenz und
  • Sachkompetenz.

Diese Entwicklung, gemessen an den erwähnten kriterialen und individuellen Normen erfordert vielfältige Lernformen und –methoden und eine entsprechende Didaktik. Sie erfordert angemessene Bewertungssysteme, die schulintern wirken und die

  • die Diagnostik des Lernens unterstützen,
  • die Lernprozesssteuerung unterstützen,
  • die Planung des Unterrichts unterstützen und
  • die Ergebnisse der Schule verbessern.

Wirksame formative Bewertungssysteme setzen einen gelungenen Kommunikationsprozess zwischen Lernenden, Lehrenden, Lernenden und Lehrenden und den Eltern voraus.

Konkret bedeutet dies, dass die Lernziele und die individuellen Ziele in altersgemäßen Zeiträumen und vor neuen Lerneinheiten genannt und abgestimmt sein müssen und dass sie nach diesen Einheiten reflektiert werden müssen. Dazu gehören neben – begleitenden – Lernzielkontrollen auch die Selbstbeurteilung der SchülerInnen, die sich auch auf ihr Lernen beziehen. Zeugnisse werden als Lernberichte [in etwa begriffsgleich mit dem Begriff “Lernentwicklungsberichte”. Anm. K.P.S.] geschrieben, die sich aus dem Bericht der LehrerInnen und der Selbstbeurteilung der SchülerInnen zusammensetzen und im LehrerIn-SchülerIn-Eltern-Gespräch erläutert werden.

Das Portfolio dokumentiert die Anstrengungen, Fortschritte und Leistungen und kann in einzelnen Fächern/Lernbereichen eingesetzt werden. Es besteht in einer Sammlung zielgerichteter Arbeiten, das ebenso als Qualifikationsnachweis für einen Bildungsabschluss dient.