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Spielerisch Künstliche Intelligenz erlernen

Mit künstlicher Intelligenz generierte Illustration zur ersten Strophe von Imagine (Beatles)

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Und auch Schulen darf und kann dies Thema in seinen vielfältigen Aspekten nicht kaltlassen. In diesem Beitrag möchte ich eine Idee vorstellen, wie man vielleicht Schülerinnen und Schüler leichtgewichtig an das Thema im Kontext von künstlicher Intelligenz (KI) und sogenannter „Prompts“ einführen kann.

Dies vorweg: Ich bin kein Pädagoge – „nur“ Vater zweier Söhne und Softwareentwickler. Ich habe inzwischen tagtäglich mit künstlicher Intelligenz als „beruflichem Begleiter“ zu tun. Mich beschäftigt beständig in meiner Elternarbeit an und für die Schule, wie man Schülerinnen und Schülern digitale Kompetenzen vermitteln kann.

Die durch die Firma OpenAI vorgestellte künstliche Intelligenz „ChatGPT“ hat für einen furiosen Aufstieg künstlicher Intelligenz gesorgt. Dabei schlummerte das Thema schon lange an Universitäten oder in technischen Lösungen. Doch nie war der Zugang für die Öffentlichkeit so direkt, so unmittelbar möglich. So bedarf es kaum orakelnder Fähigkeiten, um vorherzusehen: Künstliche Intelligenz wird einen hohen Einfluss auf unser und insbesondere auf das Leben unserer Kinder haben. Zum Bösen wie zum Guten.

Bilderzeugung mit künstlicher Intelligenz

Sind textbasierte Lösungen schon lange bekannt, so ist eine der herausragenden Fähigkeiten heutiger künstlicher Intelligenz, dass Bilder und auch Videos erstellt werden können. Mit teilweise „Fotoqualität“. Der mögliche Missbrauch liegt auf der Hand, prägen uns doch visuelle Eindrücke besonders. Einen Text kritisch zu hinterfragen, lernten wir schon an der Schule. Aber Bilder zu hinterfragen? Kaum.

Es verwundert daher nicht, dass gerade in diesem Bereich viel diskutiert wird und einzelne Angebote künstlicher Intelligenz die Bilderstellung teils deutlich limitieren, etwa dadurch, dass man gar keine „Fotos“ erstellen kann, sondern nur annähernd realistische Bilder. Oder die Bilderstellung ist gar völlig blockiert.

Ein wenig mehr kritische Betrachtung dieses Aspekts am Ende dieses Beitrags. Nähern wir uns jedoch zunächst der Idee durch einen zentralen Begriff:

„Prompts“ – Suchanfragen mit der KI

Das zentrale Element jener künstlichen Intelligenzen, die derzeit vor allem für Gesprächsstoff sorgen, ist der sogenannte „Prompt“. Kurz gesagt ist dies eine Art „Suchanfrage“, wie wir sie von gängigen Suchmaschinen wie Google, Bing, Ecosia, etc. kennen.

Der Unterschied zu einer bloßen Suchanfrage (oft wenige Worte, selten ein ganzer lesbarer Satz) ist, dass ein „Prompt“ typischerweise aus einem Satz oder sogar deutlich mehr besteht. Bis zu sogenannten „Mega-Prompts“, die 1000 Zeichen und mehr beinhalten können und zum Beispiel den Schreibstil für die kommende Antwort definieren. Eindrucksvoll kann man dies beim „DeppGPT“ der Satirezeitung „Der Postillon“ sehen:

Diese KI ist durch einen solchen Mega-Prompt vorbereitet, in einem, sagen wir, gewöhnungsbedürftigem Stil zu antworten. Allzu viel Höflichkeit sollte man hier nicht erwarten.

Ein Beispiel für einen Prompt, den ich in den Microsoft Copilot eingegeben habe:

Stell Dir vor, ich wäre ein Schüler, der etwa 12 Jahre alt ist. Erkläre mir knapp in knapp zwei Sätzen, was unter dem Begriff „Mega Prompt“ zu verstehen ist, ausgehend davon, dass ich zuvor den generellen Begriff „Prompt“ im Kontext künstlicher Intelligenz kennengelernt habe.

Die Antwort von Microsoft Copilot:

Ein „Mega Prompt“ ist eine besonders umfangreiche und detaillierte Eingabe, die an eine künstliche Intelligenz gegeben wird, um eine sehr spezifische und komplexe Antwort zu erhalten. Es enthält viele Informationen und Anweisungen, um sicherzustellen, dass die KI genau das gewünschte Ergebnis liefert.

Mit diesem Wissen über „Prompts“ können wir uns nun dem zentralen Teil widmen, der Spielidee:

„Gamification“ – Ein spielerischer Kontakt mit KI

„Prompts“ zu schreiben, bedarf einiges Geschicks. Insofern ist der Einstieg nicht unbedingt einfach, selbst wenn man inzwischen als „Such-Guru“ quasi alle relevanten Informationen zu einem Thema mit einer gängigen Suchanfrage zu finden glaubt.

Warum also die Aufgabe für den Ersteinstieg nicht ein wenig vereinfachen. Ich skizziere mal, wie ich mir eine von einer Lehrkraft gestellte Aufgabe vorstellen könnte:

Erstelle mithilfe einer künstlichen Intelligenz ein Bild zu einem Dir (und möglichst vielen in der Klasse) bekannten Lied. Als Eingabe nutze etwa als Eingangstext „Erstelle mir bitte ein Bild als Illustration zu diesem Liedtext: …” Verwende anschließend etwa den Refrain oder eine Strophe des Liedes, mit der Du Deinen „Prompt“ ergänzt.

Wähle gegebenenfalls aus mehreren Vorschlägen der künstlichen Intelligenz das für Dich am passendsten erscheinende Bild, welches für das nachfolgende Quiz geeignet ist. Schreibe eine kurze Begründung, warum Du dieses Bild gewählt hast.

In der Quizrunde wirst Du allen Schülerinnen und Schülern der Klasse dies Bild zeigen und dazu einladen, zu erraten, um welches Lied es sich dabei handeln könnte. Gebe gerne jeweils kleine Hinweise, wenn die Ratenden festzustecken scheinen.

Ich nutze derzeit dazu gerne den ebenfalls von Microsoft bereitgestellten Dienst „Microsoft Designer“:

Ein Beispielergebnis

Ein solches Beispielergebnis ist dies generierte Bild (eins von drei vorgeschlagenen):

Mit künstlicher Intelligenz generierte Illustration zur ersten Strophe von Imagine (Beatles)
Mit künstlicher Intelligenz generierte Illustration zur ersten Strophe eines Liedes

Mir gefällt der hier entstandene surrealistische Effekt ungemein und zumindest mit dem Wissen um das Lied lassen sich einige Aspekte sogar interpretieren. Was mir nicht gefällt ist, dass sich die künstliche Intelligenz dazu hinreißen ließ, den Text, wenn auch kaum erkennbar, direkt in das Bild zu integrieren.

Und? Gelingt es Dir, zu erkennen, um welches Lied es sich handelt?

Quiz-Tipps

Ein paar Tipps gefällig?

  • Das Lied stammt aus der Feder eines mittlerweile verstorbenen Briten.
  • Auch wenn der Hit Jahrzehnte zurückliegt, kennen ihn bis heute sehr viele.
  • Als Eingabe wurde die erste Strophe des Liedes verwendet.
  • Der Autor des Liedes wurde vor allem als Mitglied einer Band weltbekannt.

Erraten?

Es handelt sich um den Popsong „Imagine“ von John Lennon. Der entsprechende Prompt, wie er 1:1 bei Microsoft Designer eingegeben worden ist:

Bitte erstelle mir eine fotorealistische Illustration zu diesem Text:

Imagine there’s no heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us, only sky
Imagine all the people
Living for today“

„Erhöhtes Niveau“

Wer heutige inklusive Konzepte an Schulen kennt, kennt den Begriff des „Erhöhten Niveaus“. Dies gibt Schülerinnen und Schülern mit höheren Kompetenzen die Möglichkeiten, tiefer in ein Thema einzusteigen. Sie werden – so der oft gewählte Begriff – „gefordert“.

Die Ausbaustufe zu solchen Bildern ist vielfältig, wie etwa:

Ordne das Bild einer möglichen Stilepoche zu und schreibe darauf basierend eine Interpretation zu diesem Bild unter der Annahme einer real existierenden Künstlerin oder eines Künstlers.

Und die nächste Stufe, die in den Bereich der Bewertung von künstlicher Intelligenz reicht:

Bewerte kritisch die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz im Kontext des „Kunstschaffens“. Nimm begründet Stellung zu der Aussage: „Mit künstlicher Intelligenz wird eine neue, aber auch eine andere Art von Kunst geschaffen.“

Zwiespältige Gefühle? Und eine Überraschung …

Ich spiele inzwischen sehr gerne mit dieser künstlichen Intelligenz, lasse mir für den einen oder anderen Zweck Bilder generieren. Ich finde es faszinierend, wie ich so meine teils bildreichen Gedanken „zu Papier“ bringen kann, wie es mir selbst nie so gelingen würde.

Gleichzeitig weiß ich, dass hier (bis auf vielleicht meinen Prompt) nur wenig Kreativität im Spiel ist. Im Gegenteil. Im Sinne des Songs der Gruppe „Die Prinzen“: „(Denn das ist) Alles nur geklaut“.

Wer will, kann mit dem obigen Bild mal eine Suche bei Diensten wie Google starten, um vergleichbare Bilder zu finden. Die Treffer bei meiner Recherche waren vielfältig. Ein paar Quellen und möglich einflussnehmende Bilder wollte ich auch als Respekt hier mal als Referenz mit aufnehmen, wie diese:

Ich bin ehrlich bass erstaunt, dass meine „Bildsuche“ fast ausschließlich selbst wieder KI-generierte Bilder geliefert hat. Es könnte sein, dass schon jetzt „künstliche Intelligenz künstliche Intelligenz beeinflusst“ und letztlich gegenseitig verstärkt.

Ein solches Phänomen wird teils schon als Untergang der sozialen Medien gewertet, wenn Chatbots auf Chatbots antworten, einander verstärken und so eine parallele „Chatbot-Wahrheit“ entsteht.

Die gute und die böse KI

Ich betonte ja schon, dass ich selbst inzwischen KI als täglichen Begleiter für meine Arbeit verwende. Sie ist ein geduldiger, wissend wirkender Begleiter, die mindestens dazu in der Lage ist, mich zu „inspirieren“ neue Wege in meiner Arbeit zu beschreiten.

Ebenso befähigt KI mich erstmals „Bilder in meinem Kopf“ zu Papier zu bringen und etwa für augengefällige Präsentationen zu nutzen. Mir ist es jedoch wichtig, immer wieder deutlich und klar auf „die Kunstschaffende“ hinzuweisen.

Gleichzeitig ist KI eben dazu in der Lage: Jeweils genau passende Bilder zu einem Thema zu erstellen. Für den neuen Flyer der GEST haben wir noch auf sogenannte „Stockimages“ von Fotografen und Fotografinnen zurückgegriffen. Diese haben dafür verdientermaßen Geld erhalten. Doch wozu noch Geld für etwas aufwenden, wenn KIs mir dies teilweise kostenlos erstellen können (und ja, es gibt auch KIs, die Bilder ähnlich Fotografien erstellen können)?

Umso verständlicher sind die jüngsten Streiks in Hollywood, um diesem Phänomen früh einen Riegel vorzuschieben. Schon jetzt werden bereits Verstorbene in Filmen teilweise durch KI ersetzt.

Noch böser, unheilvoller wird es im politischen Bereich – oder etwa im kriminellen Bereich. Sogenannte “Deep Fakes” von Personen führen jetzt schon bestenfalls zu Irritationen, wenn einem der Schwindel überhaupt auffällt. Die mögliche Spielwiese im kriminellen Bereich überlasse ich lieber Dir als geneigter Leserin/geneigtem Leser.

Fazit

Vielleicht bietet dieser Beitrag eine kleine Idee, wie man niederschwellig Schülerinnen und Schüler in das Thema künstliche Intelligenz einführen lässt.

Gleichzeitig kann es die Basis für etwas bilden, was bis heute nicht Teil des mir bekannten Unterrichts ist: Kritische Betrachtung nicht nur von Texten, sondern auch von Bildmaterialien. Zwar war schon bis jetzt etwa die Perspektive der Fotografierenden zu hinterfragen. Oder, welche Dinge sie gegebenenfalls bewusst nicht mit ins Bild genommen haben? Auf welche Art wollen sie die Betrachtenden beeinflussen? Nur wird die Herausforderung mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz um ein vielfaches höher.

Wir alle müssen lernen, mit dieser neuen „Realität“ zurechtzukommen – umso mehr müssen wir unsere Kinder befähigen, sowohl die positiven Aspekte von künstlicher Intelligenz gewinnbringend zu suchen als auch die negativen Möglichkeiten zu kennen und so stets kritisch zu hinterfragen.